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Auf einen Blick:

  • Als Zulieferunternehmen für die Automobil-, Hausgeräte- und Bauindustrie war AKsys ein international tätiger Systemlieferant in den Bereichen Akustik, Hitzeschutz und Kunststoffbauteile
  • Die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 traf das Unternehmen hart
  • Zum 1. September 2009 hatte das Amtsgericht Worms das Insolvenzverfahren über das Vermögen der AKsys GmbH eröffnet
  • Zum Insolvenzverwalter wurde Tobias Hoefer bestellt
  • Die Entflechtung der AKsys-Gruppe und Überführung in eigenständige Geschäftsbereiche sicherte Standorte weltweit und insgesamt über 2.400 Arbeitsplätze

Der Klient

Als Zulieferunternehmen für die Automobil-, Hausgeräte- und Bauindustrie war AKsys ein international tätiger Systemlieferant in den Bereichen Akustik, Hitzeschutz und Kunststoffbauteile. So sorgten die Produkte von AKsys unter anderem für niedrige Fahrgeräusche im Fahrzeuginnenraum, den flüsternden Auftritt von Geschirrspülmaschinen oder die zuverlässige Abdichtung von Dächern, Fenstern und Fassaden. Zu den Kunden der AKsys GmbH gehörten alle namhaften Automobilhersteller und eine Vielzahl an Unternehmen der Hausgeräte- und Bauindustrie. Mit dem Stammsitz im rheinland-pfälzischen Worms besaß AKsys insgesamt zehn Standorte in Deutschland und Niederlassungen in Polen, Spanien, Brasilien, Mexiko und den USA. In Deutschland sind rund 1.800, im Ausland rund 600 Mitarbeiter für die AKsys-Gruppe tätig.

Die Ausgangslage

Die Geschäftsführung der AKsys GmbH hatte am 26. Mai 2009 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Dieser Schritt war notwendig geworden, da durch die Wirtschafts- und Finanzkrise, die besonders die Automobilindustrie mit voller Wucht getroffen hat, der Umsatz stark zurückgegangen war. Bereits Mitte März 2009 hatte das Unternehmen daher gemeinsam mit seinen Gläubigerbanken bei der KfW um einen Kredit über 22 Millionen Euro aus dem „Wirtschaftsfonds Deutschland“ nachgefragt. Dieser Antrag war am 20. Mai 2009 abgelehnt worden. Zum 1. September 2009 hatte das Amtsgericht Worms das Insolvenzverfahren über das Vermögen der AKsys GmbH eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Tobias Hoefer bestellt.

Die Sanierungslösung

Nachdem Tobias Hoefer die Gläubiger über die bereits erfolgten Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen und den Stand des Verfahrens informiert hatte, stimmten diese der Fortführung des Geschäftsbetriebes zu. Außerdem bestätigten sie Insolvenzverwalter und Gläubigerausschuss im Amt. Ein zentrales Thema war die Suche nach einem neuen Investor für das international tätige Unternehmen. Zahlreiche Interessenten aus dem In- und Ausland, darunter strategische und Finanzinvestoren, hatten sich darauf gemeldet. Zum 1. Juli 2010 wurde das Werk Peine des Geschäftsbereichs Kunststoffe der AKsys GmbH an die FPK (integriert in BATZ lightweight technologies) verkauft. Das Unternehmen gehört zur international tätigen MONDRAGON-Gruppe. Bereits im April 2010 hatte die MONDRAGON-Gruppe den von der AKsys-Gruppe gehaltenen 50%-Joint-Venture-Anteil an der spanischen FPK S.A. gekauft. Mit dem Verkauf des Werkes in Peine hatte Tobias Hoefer die Restrukturierung und Sanierung der international tätigen AKsys-Gruppe abgeschlossen. So konnte er unter anderem auch Standorte erhalten, die nach dem Restrukturierungsprogramm der AKsys vor dem Insolvenzantrag geschlossen werden sollten.

Insgesamt gesehen war der Sanierungsansatz recht ungewöhnlich. Die Unternehmensgruppe wurde entflochten, damit sich die einzelnen Geschäftsbereiche und Standorte von da an auf ihr Kerngeschäft konzentrieren konnten. Der Investorenprozess verlief erfolgreich, da mit der Entflechtung der jeweils beste strategische Investor identifiziert werden konnte.

Das wirtschaftliche Ergebnis

Tobias Hoefer hatte den Geschäftsbetrieb der AKsys-Gruppe insgesamt 14 Monate in der Insolvenz fortgeführt und in dieser Zeit zusammen mit seinem Team die Standorte erfolgreich saniert, wieder zukunftsfähig aufgestellt und damit die notwendigen Voraussetzungen für den Verkauf geschaffen. Für den Verkauf der Standorte hatte der Insolvenzverwalter in Zusammenarbeit mit der renommierten Investmentbank Metzler Corporate Finance einen international ausgerichteten Investorenprozess aufgesetzt, der erfolgreich verlief. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das am Ende für alle Beteiligten erfolgreiche Ergebnis war, dass von Prozessbeginn an auch die nun umgesetzte Entflechtung der AKsys-Gruppe durch den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche und Werke an den jeweils besten strategischen Investor geprüft wurde. Die einzelnen Geschäftsbereiche sind mit dem jeweiligen neuen Investor gut im Markt positioniert.

Insgesamt konnte der Insolvenzverwalter in den drei Geschäftsbereichen Kunststoffe, Isolation und Entdröhnung der ehemaligen AKsys weltweit rund 1.900 Arbeitsplätze und acht Standorte in Deutschland und Werke in den USA, Spanien, Polen und Mexiko erhalten. Allein im Werk in Peine konnten mehr als 100 Arbeitsplätze gerettet werden.

Damalige Stimmen zur Sanierung

„Ziel war es von Anfang an, möglichst viele Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Gelungen ist uns dies, indem wir die Gruppe in sinnvolle Einheiten aufgeteilt und in eigenständige Geschäftsbereiche überführt haben. AKsys ist ein gutes Beispiel dafür, dass die sinnvolle Entflechtung einer Unternehmensgruppe in der Insolvenz für alle Beteiligten Vorteile bringen kann.“ (RA Tobias Hoefer)

 

„Das Know-how der AKsys-Mitarbeiter in Peine, die Fertigungstechnologien, die Produkte und die Kunden sind eine wichtige Ergänzung für uns. Mit dieser Übernahme stärken wir unsere Marktposition in Deutschland.“ (Oskar Goitia, Geschäftsführer „Automotive“ von MONDRAGON)